Monday, September 25, 2006

Warum ich schreibe?

Also, eigentlich ist Chase daran schuld. :P
Er hat mich auf die Idee mit dem Blog gebracht.

Am vergangenen Freitagnachmittag ging ich in ein ganz bestimmtes Büro mit einer ganz bestimmten Türaufschrift: GREGORY HOUSE M.D. Doch zu meiner Überraschung fand ich in dem schwarzen Ledersessel hinter dem Schreibtisch nicht unseren geliebten Boss vor, sondern Chase.
Er machte einen richtig bemitleidenswerten Eindruck, hatte die Ellenbogen auf der Tischplatte abgestützt und sein Gesicht in den Handinnenflächen vergraben. Vor ihm auf dem Schreibtisch stand sein Laptop und zahllose Papiere lagen auf der Tischplatte verstreut.
House-Aufgaben? (Kleiner Scherz...)
"Hey, Chase", grüßte ich und schaute mich um. "Wo ist House?"
Chase hob den Kopf. "Daheim."
Das hätte ich mir denken können! Diesen Monat konnte man die Tage, an denen House bis zum offiziellen Ende seiner Schicht im Krankenhaus blieb, an einer Hand abzählen. Cuddy war einfach nicht schnell genug.
"Wolltest du ihn sprechen?" fragte Chase.
"Nicht direkt. Ich wollte ihm nur etwas mitteilen."

Nämlich, dass ich dieses Wochenende mein Telefon ausstöpseln und demnach nicht für Chauffeur-Dienste zur Verfügung stehen würde! (Ich hatte ein Date...)

"Und was tust du hier?" wandte ich mich an Chase.
Dieser lehnte sich mit einem Seufzen in dem Ledersessel zurück. "Na ja, ich brauchte ein ruhiges und ungestörtes Plätzchen. Vor ein paar Wochen, als Vogler noch bei uns war, bekam ich von ihm den Auftrag, im Internet über House zu recherchieren. Virtuelle Patientenbeschwerden, Berichte über Kunstfehler seinerseits und so'n Kram. Irgendetwas, was seine Entlassung rechtfertigt. In den letzten zwei Stunden habe ich hier gesessen und noch einmal alles überprüft."
"Warum? Vogler gehört der Vergangenheit an. Unser Glück, wenn du mich fragst."
"Weil ich das Verhalten von House mir gegenüber nicht unbegrenzt erdulden werde! Ich fände es prima, etwas gegen ihn in der Hand zu haben!"
Ich starrte meinen Kollegen entgeistert an. "Sag mal, ist es nicht ein wenig dreist, in seinem Büro zu sitzen und in seiner dreckigen Wäsche zu wühlen?"
Chase lächelte zynisch. "Was will House tun? Mich feuern? Abgesehen davon, muss er nichts erfahren."
Ich seufzte und griff nach einem Blatt Papier. "Bist du fündig geworden?"
"Nein. Nichts Relevantes. Abgesehen von dem hier." Chase schob einen kleinen weißen Notizzettel über die Tischplatte zu mir hinüber. "Das ist die Adresse seines Blogs."
"Seines was?!"
"Seines Blogs. Seines Internet-Tagebuchs."
"Willst du mich verarschen?"
"Mitnichten. House hat ein Blog. Es sei denn, es gibt noch einen zweiten Gregory House im Princeton Plainsboro Teaching Hospital."
"Und?! Hast du's gelesen?!"
"Warum sollte ich? Um zu hören, wie er sich selbst beweihräuchert und zu seinen grandiosen Diagnosen gratuliert? Nein, danke!"

Unsere Unterhaltung fand ein plötzliches Ende, denn Allison (Cameron) betrat das Büro.
"Oh", meinte sie. "Wo ist House?"
"Daheim", antworteten Chase und ich im Chor.
"Und was tut ihr beide hier?"
"Abhängen", sagte ich schnell und ließ den Notizzettel mit House' Blogadresse in meiner Hosentasche verschwinden.
Chase runzelte die Stirn, aber er sagte nichts.
"Was führt dich in dieses Büro?" wollte ich wissen.
"Ich wollte ihm nur etwas mitteilen", gab Allison zur Antwort.
"Was denn? Dass du es dir nach eurem katastrophalen Date am Dienstagabend noch einmal anders überlegt hast und doch kündigst?"
"Nein, Eric", lächelte Allison. "Im Übrigen habe ich dieses Date niemals als katastrophal bezeichnet."
"Er hat dir weiße Rosen mitgebracht!" rief Chase. "Das ist eine Katastrophe!"
"Wieso denn?" fragten Allison und ich verblüfft.
"Ja, kennt ihr denn nicht die Redeweisheit: Den Liebenden die Roten, die Weißen den Toten?"
"Oh, ich wusste überhaupt nicht, dass du die Sprache der Blumen sprichst", grinste ich.
Chase blieb mir seine Antwort schuldig, denn in diesem Augenblick steckte Dr. Wilson seinen Kopf in das Büro.

"Oh,... hey,...", murmelte er. "Haben Sie Gregory gesehen?"
Ein kollektives Seufzen, eine kollektive Antwort: "Nein. Er ist daheim."
"Ach... so... Ja,... dann,..."
Chase lehnte sich in dem Ledersessel zurück und schnippte mit zwei Fingern. "Lassen Sie uns raten - Sie wollten ihm bloß irgendetwas mitteilen?"
Zu unserem Erstaunen errötete Dr. Wilson.
"Ehem,... ja,...", stammelte er. "Aber es... ist nicht so wichtig... Hat Zeit bis Montag... Also, dann, ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende." Sprach's und verschwand.
"In der letzten Zeit sieht Dr. Wilson äußerst gestresst aus", bemerkte ich.
"Jeder, der mit House zusammenarbeitet, sieht in der letzten Zeit äußerst gestresst aus", erwiderte Chase.
Wir nahmen unsere Sachen, wünschten einander ein schönes Wochenende und machten uns auf den jeweiligen Heimweg.

Ich hatte den kleinen weißen Notizzettel in meiner Hosentasche bereits völlig vergessen.
Doch am späteren Abend räumte ich, während der Pause des Football-Spiels im TV, meine Schmutzwäsche in die Waschmaschine. Hierbei kontrollierte ich alle Hemd- und Hosentaschen. Ich meine, gibt's etwas Lästigeres als mitgewaschenes Papier, Kleingeld oder Kugelschreiber?
Und da war er wieder - der Notizzettel.

Nachdem die Waschmaschine lief, nahm ich mir ein Bier aus dem Kühlschrank und setzte mich auf das Sofa.
Wer wusste, was Dr. Gregory House in sein Blog schrieb?
Vielleicht bezeichnete er Chase als einen "kleinen Pisser"?
Ich baute meinen Laptop vor mir auf dem Sofatisch auf und stellte die Internet-Verbindung her. Zwei Flaschen Bier später, das Football-Spiel im TV vollkommen vergessen, hatte ich den Blog von House viermal gelesen - inklusive aller vorhandenen Kommentare. (Die ich später mit meinen ergänzte.)
Jetzt war mir klar, warum Allenby und Wilson in den letzten Wochen im Krankenhaus herum schlichen wie Falschgeld! Bei ihnen hatten nicht die Frühlingsgefühle, sondern die Herbstgefühle zugeschlagen. Grundgütiger, die zwei waren bis über beide Ohren verliebt!
Verliebt in...

Als ich über die Tragweite dieser Geschichte nachdachte, wusste ich nicht mehr, ob ich lachen oder weinen sollte.
Ich überlegte lange hin und her, dann stand ich auf, stöpselte das Telefon ein und wählte die Nummer von House. Die Leitung war besetzt. Und ich ging jede Wette ein, dass House und Wilson miteinander telefonierten.
Vielleicht war das ganz gut so. Vielleicht sollte ich einfach nur abwarten.
Wie heißt es in einem Song?
"You say it best, when you say nothing at all"...

20 comments:

Dr. Gregory House said...

Nett.
Danke, dass Sie den Link bei mir hinterlassen haben.
Oder war das ein Versehen?
Und hey, diesen frühen Abgang am Freitag hatte ich mir redlich verdient nach dieser absolut beschissenen Woche!
Und was schreiben Sie da für einen Schwachsinn über Wilson? Das mit Allenby leugne ich ja gar nicht, wäre Ihnen aber dennoch sehr verbunden, wenn Sie das für sich behielten.
Ich möchte nicht, dass er weiss dass ich es weiss.

Und gut zu wissen, was Chase so alles in seinem "hübschen" Köpfchen ausbrütet.

Anonymous said...

Chase ist ´ne durchtriebene Socke!

Dr. Gregory House said...

Allerdings...
Ich darf ihn wohl nicht unterschätzen.
Nicht, dass er irgendwann noch plant, mir meine Vicodin zu klauen und durch Placebos auszutauschen.
Aber da haben Sie ja sicher auch ein Auge drauf, oder, Foreman?
Und ich gebe sie ja auch niemals aus der Hand.

Anonymous said...

Ach Dr. Foreman! Was halten Sie eigentlich von Chase? Hätte nicht gedacht, dass Sie ihn beim Chef verpfeifen.

Dr. Gregory House said...

Nun ja...direkt verpfiffen hat er ihn doch nicht...Oder?
Wenn ich's mir überlege...hat er es doch.

Anonymous said...

Überraschungen gibt es immer wieder!

Dr. Eric Foreman said...

Liebe Jana,

verpfiffen habe ich ihn wohl indirekt. Das liegt vor allen Dingen daran, dass ich glaube, wir sind am PPTH um unsere Arbeit zu machen und unseren Patienten zu helfen. Sonst nichts.
Ich habe an sich nichts gegen Chase persönlich, aber er hat in der Vergangenheit seiner Karriere zuliebe einige Fehler gemacht und jetzt bekommt er von House die Rechnung. Und anstatt endlich die Klappe zu halten und sich für die nächste Zeit in den Hintergrund zu verziehen, schmiedet er kindische Rachepläne. Das ist doch Schwachsinn.

An Gregory: Ich behalte Ihre Vicodin im Auge. Wenn Sie mich von der betriebsärztlichen Untersuchung verschonen...

Anonymous said...

Die Untersuchung hat Chase sich verdient! Die sollte auch gemacht werden!

Ihnen, Dr. Foreman, wünsche ich, dass Sie verschont werden!
Dr. House hat das sich nicht ernst gemeint... obwohl

Dr. Gregory House said...

Oh doch!
Das habe ich ernst gemeint!
Aber ich weiß Foremans Ansichten durchaus zu schätzen und verschone ihn gerne.

Anonymous said...

Hat Dr. Foreman jetzt Pluspunkte, weil er auf Ihre Vicodin aufpassen will?

Dr. Gregory House said...

Ja!

Anonymous said...

So einfach ist das?

Dr. Gregory House said...

Nein, ganz und gar nicht.
Wie gesagt respektiere ich auch seine Meinung. Er ist nicht so ein Weichei, das sein Mäntelchen nach dem Winde hängt, wie gewisse andere Kollegen.

Anonymous said...

Meinen Sie damit mal wieder Chase? Vielleicht weht er bei der Gelegenheit mal weg! Manche Dinge sollen sich ja bekanntlich von selbst erledigen!

Dr. Gregory House said...

Nur sein Mäntelchen oder gleich der ganze Chase?

Anonymous said...

Na ja, so ganz ohne Chase? Dann muss ein neuer Kollege her! Wieder so eine Orgie wie nach Camerons Kündigung? Ich weiß nicht ...

Anonymous said...

Hallo Dr. Foreman,

vielleicht sollte ich Dr. House doch davon überzeugen, dass er die Untersuchung macht, wenn ich hier lesen muss, was Sie über mich schreiben.

Ich weiß ja nicht was für rege Phantasien Sie haben - aber vielleicht sollten Sie das mal beim Neurologen abchecken lassen.

Ich bin schlicht und ergreifend etwas überarbeitet - und was Dr. House geschrieben hat stimmt schon, doch kann man daraus wohl schwerlich ableiten für wen meine Gefühle gelten.

In dem Sinne

Dr. Gregory House said...

Jim, ruhig Blut.
Foreman wollte keine Gerüchte über dich in die Welt setzen.

Ohne Chase wäre es auch ziemlich langweilig...

Dr. Eric Foreman said...

Ähm... Dr. Wilson... Ich BIN Neurologe... *hüstel*

Dr. Gregory House said...

Ich schmeiß mich hier fast vom Stuhl vor Lachen!