Nachdem wir alle endlich im Krankenhaus angekommen waren, folgte House den Sanitätern in die Notaufnahme und den Behandlungsraum.
Wilson hatte einen Stich in der Seite - oberhalb der Niere - und House wollte absolut sicher sein, dass diese Niere nicht verletzt war.
Man merkte überdeutlich, wieviel House seinen kanadischen Arztkollegen zutraute, nämlich gar nichts!
Die kanadischen Arztkollegen wiederum dachten genauso wenig daran, sich von House ihre Vorgehensweise vorschreiben zu lassen.
"Sie können hier nicht bleiben!" blaffte Wilson's behandelnder Arzt House an.
"Und ob ich kann!" blaffte House zurück. "Ich bin selbst Arzt!"
Jetzt bemerkte der Arzt die einheitlichen Ringe an den Händen von House und Wilson. "Ein emotional viel zu involvierter Arzt...", murmelte er.
Bevor die Situation noch vollkommen eskalierte, wurde House von Chase und mir gepackt und aus dem Behandlungsraum gezogen.
"In Ihrem Zustand können Sie hier niemandem helfen!" rief ich und Chase drückte House auf einen der Stühle vor dem Behandlungsraum nieder.
Mit einem Seufzen ließ House den Kopf sinken. "Wo ist Allenby?" fragte er tonlos.
"Nicht hier...", antwortete ich mit einem leichten Zögern.
"WO ist er?"
"In einem anderen Krankenhaus."
"Sicher..."
"Geben Sie her!" meinte ich schnell und nahm House seinen Stock weg. Danach zerrte ich seinen Gürtel aus den Schlaufen, durchforstete seine Jackentaschen und holte einen Harley Davidson Kugelschreiber sowie einen Zigarettenanzünder heraus.
"Was soll das?" fragte House perplex.
"Ich will nur sichergehen, dass Sie niemanden verletzen...", lautete meine Antwort.
So begannen die Stunden des Wartens, in denen Chase und ich abwechselnd eine Tasse Kaffee nach der anderen für House organisierten und ihn regelmäßig davon abhielten, aufzuspringen und den Behandlungsraum zu stürmen.
Nach einer halben Ewigkeit öffnete sich die Tür des Behandlungsraumes und der Arzt, dem House ein paar Stunden zuvor am liebsten die Gurgel umgedreht hätte, trat auf ihn zu. "Dr...?"
House rieb sich über die Augen und blickte auf. "Dr. House."
Der Arzt reichte ihm die Hand und stellte sich vor. "Dr. House - Dr. Nelson. Ihrem... hm... Freund geht es gut. Der Stich hat die Niere verfehlt und auch sonst keine Organe verletzt. Den Blutverlust haben wir ausgeglichen und die Wunde genäht. Er kommt jetzt auf ein Zimmer und Sie können mitgehen."
House schluckte und nickte sichtbar erleichert.
Ich händigte ihm seinen Stock wieder aus und er humpelte hinter dem Bett her, in welchem Wilson zu seinem Zimmer geschoben wurde. Chase und ich folgten ihm, setzten uns auf die Besucherstühle vor dem Krankenzimmer und nickten ihm aufmunternd zu. Mit Sicherheit wollte House mit Wilson erst einmal alleine sein.
Chase und ich saßen nebeneinander auf den Stühlen im Flur, hatten die Köpfe zurück gelehnt und blinzelten in das Licht der Neonröhre über uns.
Ich konnte mich nicht daran erinnern, jemals so erschöpft gewesen zu sein. Jeder einzelne Muskel in meinem Körper schien verkrampft und sogar die kleinste Bewegung schmerzte. Gleichzeitig war an Schlaf überhaupt nicht zu denken. Mein Körper war vollgepumpt mit Adrenalin und in meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Die Ereignisse dieser Nacht erschienen mir unwirklich und wie ein Traum. Wie ein verdammt schlechter Traum!
"Wie geht es dir?" fragte ich in die Stille hinein.
Chase hatte die Augen halb geschlossen und lächelte. "Ich sehne mich nach meiner Wohnung. Und nach meinem Bett. Nach einer Tasse von deinem Tee. Und nach einem Streit mit Ginger."
"Wenn wir wieder zurück in New Jersey sind, wirst du einen Haufen Gelegenheiten haben, Tee zu trinken und mit Ginger zu streiten", grinste ich.
"Versprochen?"
"Versprochen."
Für eine Weile herrschte wieder Schweigen.
"Chase...?"
"Hmmm...?"
"Ich habe nachgedacht... über uns beide...", begann ich zögernd.
Chase schlug die Augen auf und drehte seinen Kopf langsam zu mir. "Du hattest in den letzten Stunden tatsächlich noch die Kraft, über uns beide nachzudenken?!"
"Ich weiß, nach allem, was wir erlebt haben, klingt das völlig unmöglich und - vor allen Dingen - unpassend", nickte ich. "Aber hättest du trotzdem Lust auf einen kleinen Spaziergang draußen? Ich glaube, ich verliere den Verstand, wenn ich diese weißen Wände noch eine Minute länger anstarre."
Chase sah mich immer noch an. Dann nickte er, wir standen auf, gingen zum Fahrstuhl und fuhren nach unten in die Eingangshalle.
Zuerst gingen Chase und ich schweigend nebeneinander den Spazierweg entlang.
Doch nachdem ein paar Minuten verstrichen waren, wandte Chase sich zu mir und fragte: "Wolltest du dich mit mir unterhalten oder war deine Aussage, dass du über uns beide nachgedacht hast, nichts weiter als eine einfache Feststellung?"
"Ich wollte mich mit dir unterhalten", bejahte ich. "Aber ich finde nicht die richtigen Worte für den Anfang."
Jetzt war Chase überrascht. "Seit wann denn das? Ich meine, du hattest doch nie Probleme damit, mit mir zu reden. Im Gegenteil. In den meisten Fällen hast du vorher den Mund aufgemacht und nachher darüber nachgedacht, was du gesagt hast."
Das stimmte.
Früher, da hatten Chase und ich ein ganz normales kollegiales und freundschaftliches Verhältnis.
Ich glaube, es verging kein Tag, an dem wir beide nicht in irgendeiner Weise eine unterschiedliche Meinung vertraten, ob beruflich oder privat. Bei der Differentialdiagnose vor dem Whiteboard, hatten Chase und ich ein Gespür dafür entwickelt, das Detail zu finden, welches die Theorie des jeweils anderen widerlegte, einfach nur um sagen zu können: "Nein, das ist es nicht!" Es war ein Machtkampf, aber einer der Spaß machte.
ich hatte nie darüber nachgedacht, wie chase reagieren würde oder ob ich ihn verletzten würde, bevor ich etwas sagte.
Wilson hatte einen Stich in der Seite - oberhalb der Niere - und House wollte absolut sicher sein, dass diese Niere nicht verletzt war.
Man merkte überdeutlich, wieviel House seinen kanadischen Arztkollegen zutraute, nämlich gar nichts!
Die kanadischen Arztkollegen wiederum dachten genauso wenig daran, sich von House ihre Vorgehensweise vorschreiben zu lassen.
"Sie können hier nicht bleiben!" blaffte Wilson's behandelnder Arzt House an.
"Und ob ich kann!" blaffte House zurück. "Ich bin selbst Arzt!"
Jetzt bemerkte der Arzt die einheitlichen Ringe an den Händen von House und Wilson. "Ein emotional viel zu involvierter Arzt...", murmelte er.
Bevor die Situation noch vollkommen eskalierte, wurde House von Chase und mir gepackt und aus dem Behandlungsraum gezogen.
"In Ihrem Zustand können Sie hier niemandem helfen!" rief ich und Chase drückte House auf einen der Stühle vor dem Behandlungsraum nieder.
Mit einem Seufzen ließ House den Kopf sinken. "Wo ist Allenby?" fragte er tonlos.
"Nicht hier...", antwortete ich mit einem leichten Zögern.
"WO ist er?"
"In einem anderen Krankenhaus."
"Sicher..."
"Geben Sie her!" meinte ich schnell und nahm House seinen Stock weg. Danach zerrte ich seinen Gürtel aus den Schlaufen, durchforstete seine Jackentaschen und holte einen Harley Davidson Kugelschreiber sowie einen Zigarettenanzünder heraus.
"Was soll das?" fragte House perplex.
"Ich will nur sichergehen, dass Sie niemanden verletzen...", lautete meine Antwort.
So begannen die Stunden des Wartens, in denen Chase und ich abwechselnd eine Tasse Kaffee nach der anderen für House organisierten und ihn regelmäßig davon abhielten, aufzuspringen und den Behandlungsraum zu stürmen.
Nach einer halben Ewigkeit öffnete sich die Tür des Behandlungsraumes und der Arzt, dem House ein paar Stunden zuvor am liebsten die Gurgel umgedreht hätte, trat auf ihn zu. "Dr...?"
House rieb sich über die Augen und blickte auf. "Dr. House."
Der Arzt reichte ihm die Hand und stellte sich vor. "Dr. House - Dr. Nelson. Ihrem... hm... Freund geht es gut. Der Stich hat die Niere verfehlt und auch sonst keine Organe verletzt. Den Blutverlust haben wir ausgeglichen und die Wunde genäht. Er kommt jetzt auf ein Zimmer und Sie können mitgehen."
House schluckte und nickte sichtbar erleichert.
Ich händigte ihm seinen Stock wieder aus und er humpelte hinter dem Bett her, in welchem Wilson zu seinem Zimmer geschoben wurde. Chase und ich folgten ihm, setzten uns auf die Besucherstühle vor dem Krankenzimmer und nickten ihm aufmunternd zu. Mit Sicherheit wollte House mit Wilson erst einmal alleine sein.
Chase und ich saßen nebeneinander auf den Stühlen im Flur, hatten die Köpfe zurück gelehnt und blinzelten in das Licht der Neonröhre über uns.
Ich konnte mich nicht daran erinnern, jemals so erschöpft gewesen zu sein. Jeder einzelne Muskel in meinem Körper schien verkrampft und sogar die kleinste Bewegung schmerzte. Gleichzeitig war an Schlaf überhaupt nicht zu denken. Mein Körper war vollgepumpt mit Adrenalin und in meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Die Ereignisse dieser Nacht erschienen mir unwirklich und wie ein Traum. Wie ein verdammt schlechter Traum!
"Wie geht es dir?" fragte ich in die Stille hinein.
Chase hatte die Augen halb geschlossen und lächelte. "Ich sehne mich nach meiner Wohnung. Und nach meinem Bett. Nach einer Tasse von deinem Tee. Und nach einem Streit mit Ginger."
"Wenn wir wieder zurück in New Jersey sind, wirst du einen Haufen Gelegenheiten haben, Tee zu trinken und mit Ginger zu streiten", grinste ich.
"Versprochen?"
"Versprochen."
Für eine Weile herrschte wieder Schweigen.
"Chase...?"
"Hmmm...?"
"Ich habe nachgedacht... über uns beide...", begann ich zögernd.
Chase schlug die Augen auf und drehte seinen Kopf langsam zu mir. "Du hattest in den letzten Stunden tatsächlich noch die Kraft, über uns beide nachzudenken?!"
"Ich weiß, nach allem, was wir erlebt haben, klingt das völlig unmöglich und - vor allen Dingen - unpassend", nickte ich. "Aber hättest du trotzdem Lust auf einen kleinen Spaziergang draußen? Ich glaube, ich verliere den Verstand, wenn ich diese weißen Wände noch eine Minute länger anstarre."
Chase sah mich immer noch an. Dann nickte er, wir standen auf, gingen zum Fahrstuhl und fuhren nach unten in die Eingangshalle.
Zuerst gingen Chase und ich schweigend nebeneinander den Spazierweg entlang.
Doch nachdem ein paar Minuten verstrichen waren, wandte Chase sich zu mir und fragte: "Wolltest du dich mit mir unterhalten oder war deine Aussage, dass du über uns beide nachgedacht hast, nichts weiter als eine einfache Feststellung?"
"Ich wollte mich mit dir unterhalten", bejahte ich. "Aber ich finde nicht die richtigen Worte für den Anfang."
Jetzt war Chase überrascht. "Seit wann denn das? Ich meine, du hattest doch nie Probleme damit, mit mir zu reden. Im Gegenteil. In den meisten Fällen hast du vorher den Mund aufgemacht und nachher darüber nachgedacht, was du gesagt hast."
Das stimmte.
Früher, da hatten Chase und ich ein ganz normales kollegiales und freundschaftliches Verhältnis.
Ich glaube, es verging kein Tag, an dem wir beide nicht in irgendeiner Weise eine unterschiedliche Meinung vertraten, ob beruflich oder privat. Bei der Differentialdiagnose vor dem Whiteboard, hatten Chase und ich ein Gespür dafür entwickelt, das Detail zu finden, welches die Theorie des jeweils anderen widerlegte, einfach nur um sagen zu können: "Nein, das ist es nicht!" Es war ein Machtkampf, aber einer der Spaß machte.
ich hatte nie darüber nachgedacht, wie chase reagieren würde oder ob ich ihn verletzten würde, bevor ich etwas sagte.
1 comment:
Heiland!
Sie machen es aber spannend!
WANN können wir das endlich alles hier lesen?
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