Sunday, October 15, 2006

"Love hurts"

Wow - bei einem Blick auf die Uhr habe ich gerade festgestellt, dass wir bereits seit acht Stunden und drei Minuten im PPTH sind!
Im Vergleich zu unseren sonstigen Fällen ist der Klinikdienst normalerweise vollkommen langweilig und zieht sich am Wochenende wie Kaugummi. Aber von Langeweile konnte zumindest heute Vormittag nicht die Rede sein.

Wir wollten uns um 8.30 Uhr in unserem Besprechungsraum treffen.
Als ich um 8.15 Uhr in der Klinik eintraf, stellte ich zu meinem Erstaunen fest, dass ich nicht der Erste war. Ausgerechnet aus dem Büro von Chase ertönte ein beständiges PLONG-PLONG-PLONG.
Ein Blick durch die Scheibe zeigte, dass er mit einem verzweifelten Gesicht an seinem Schreibtisch saß, ein Blatt Papier anstarrte und mit einem Kugelschreiber auf die Schreibtischplatte trommelte. PLONG-PLONG-PLONG-PLONG-PLONG-PLONG!
Ich klopfte an die Tür und trat in sein Büro.
"Guten Morgen", grüßte ich mit einem aufmunternden Lächeln. "Übst du für deine zukünftige Karriere als Drummer oder grübelst du über deinen Entschuldigungsbrief für House?"
Chase seufzte. "Das Letztere."
"Was hast du denn bisher geschrieben?" Ich wartete seine Antwort nicht ab, sondern setzte mich auf seinen Schreibtisch und griff nach dem Blatt Papier. "Sehr geehrter Dr. House", las ich vor. "Sorry..." Ich stockte und schaute Chase an. "Ist das alles? Diese fünf Wörter?"
"Ich bin erst seit einer Viertelstunde hier!"
"Und in dieser Viertelstunde hättest du mit Sicherheit eine Seite schreiben können."
"Es ist nicht einfach für mich, House meine Beweggründe für meine Zusammenarbeit mit Vogler zu beschreiben!"
"Was waren eigentlich deine Beweggründe?"
"Dass ich ein Ja-Sager bin?" meinte er mit einem spöttischen Lächeln. "Dass ich eine flexible Moral habe?"
"Jetzt zählst du auf, was allgemein über dich gesagt wird", erwiderte ich. "Ich wollte wissen, was deine wahren Beweggründe sind. Oder ist die Situation tatsächlich so einfach?"

Weiter kamen wir nicht, denn im nächsten Moment ging die Tür auf und Ginger kam herein. Sie trug eine Palette mit sechs dampfenden Bechern von Starbucks.
"Das ist für Sie, zur Vermeidung von Entzugserscheinungen", grinste Ginger und stellte jeweils einen Becher vor Chase und mir ab. "Bis ich die Kaffeemaschine angeschmissen habe."
Ginger ist ein Schatz! Für mich hatte sie einen Caramel Macchiato mitgebracht! *yummy*
Es ist unglaublich, wie stimmungsaufhellend ein Getränk von Starbucks wirken kann.
Sogar Chase machte wieder ein fröhliches Gesicht und bedankte sich.

Die nächste Unterbrechung kam durch Dr. Dorian und Dr. Reid.
Sie machten den Eindruck, als hätten sie ein Gespenst gesehen. Und ihrer (wie immer etwas stockenden und schüchternen) Schilderung nach zu urteilen, entsprach das auch noch der Wahrheit.
Ein Gespenst in Gestalt von Dr. Louis Allenby.
"Ich kann nicht sagen, ob Dr. Allenby ein Fall für die Intensivmedizin oder die Neurologie ist", raunte Dr. Dorian leise. "Aber einer von Ihnen sollte sich das ansehen."
"Es ist total unheimlich", hauchte Dr. Reid ängstlich.

Also machten wir uns alle auf den Weg zu Dr. Allenbys Büro.
Bereits aus einer Entfernung von ein paar Metern, schallten uns die Klänge von "Love hurts" von Nazareth entgegen.

Love hurts
Love scars
Love wounds and marks
Any heart, not tough
Or strong enough
To take a lot of pain
To take a lot of pain
Love is like a cloud
Holds a lot of rain
Love hurts
Love hurts

Zusammen genommen mit dem Anblick von Dr. Allenby und dem Wissen über den Mann seiner Träume (wer wohl?), war das Schauspiel vor unseren Augen herzzerreißend und beängstigend zugleich. Dr. Allenby lag in seinem Büro auf seiner Behandlungsliege auf dem Bauch und weinte hemmungslos.
Chase runzelte die Stirn. "Ist das ein Foto von House, was er umklammert hält...?!"
"Das befürchte ich zumindest", murmelte ich.
"Großer Gott!" Chase fuhr sich mit beiden Händen durch seine Haare. "Bitte lass mich nie so enden!"
"Um so zu enden, müsstest du unter extremem Liebeskummer leiden." Ich drehte den Kopf zur Seite und schaute Chase an. "Leidest du unter Liebeskummer?"
"Eric, hör auf mit deinen ständigen Fragen!"
"Ich bin bloß neugierig."

Bevor wir überlegen konnten, was wir mit Allenby machen oder nicht machen, kam Cuddy.
"Gehen Sie ruhigen Gewissens zum Klinikdienst", seufzte sie. "Ich übernehme Dr. Allenby."
Na, gottseidank!

13 comments:

Dr. Gregory House said...

Wie überaus gruselig.
Ich wünschte, ich hätte das hier nicht gelesen...
Was für ein Foto hatte er da?! Das aus seiner Shreibtischschublade? Ich beim Medis einwerfen?

Dr. James Wilson said...

Oh das ist wirklich hart. Wir sollten uns wirklich schnell etwas überlegen ... so kann das ja nicht weiter gehen.

Dr. Eric Foreman said...

Nein, es war eines der Fotos von der Willkommensfeier am Montag. Ich glaube, es war das von Ihnen beiden.

Dr. Allison Cameron said...

Gut, dass mir solche Anblicke erspart bleiben...*schüttel*

Anonymous said...

Hat Dr, Allenby auch ein Blog?

Dr. James Wilson said...

Uns ist nicht bekannt, dass Louis einen Blog führen würde.

Dr. Gregory House said...

Um Himmels Willen!
Das nicht auch noch!
Dann würde er evtl. sogar lesen, was wir so von uns geben!

Dr. Allison Cameron said...

Oh oh, spätestens dann wäre das Desaster perfekt!

Dr. James Wilson said...

Allerdings! Ich kann auch nur hoffen, dass er nicht auf die Idee kommt im Internet zu recherchieren...

Gott - allein der Gedanke!

Dr. Allison Cameron said...

Hier nochmal die Adresse des Forums, meld dich doch auch mal an:
http://housefansbyjd.foren.cc/foren/
House, Wilson und ich sind dort auch schon vertreten!
(Deinen Header hab ich übrigens auch dort gepostet!)

Dr. Gregory House said...

Vielleicht sollte ich ihn einfach mal drauf ansprechen und ihn desillusionieren?

Dr. Allison Cameron said...

Oh Gott, dann hätten wir nur noch ein totales nervlichen Wrack vor uns...
aber vielleicht würde er sich dann wieder beruhigen und das Thema wäre endlich erledigt!?

Dr. Gregory House said...

Ich weiß es nicht....
Cuddy will immer noch mit uns beiden reden, wenn er wieder da ist....