Sooo...
Entschuldigt bitte, ich habe mich in der vergangenen Woche gesundheitlich nicht sehr wohl gefühlt und deshalb keine Einträge in meinen Blog gemacht. Es ist pure Ironie: Ich arbeite im Krankenhaus, bin von früh bis spät von Ärzten umgeben und keiner von ihnen kann mich von meinen Schmerzen erlösen - abgesehen von einem Zahnarzt! Aber seit ich diesen Horrorfilm mit dem Titel "The Dentist" gesehen habe, habe ich panische Angst vor Zahnärzten und vermeide jeden Besuch bei ihnen! Bescheuert, oder?
Aber ich will jetzt nicht jammern, sondern von meinem Besuch bei Chase am Dienstag Abend berichten, den ich als sehr aufschlussreich empfand. Also...
Als ich vor Chase's Wohnungstür stand und den Klingelknopf drückte, erschallte seine Stimme - aus dem Wohnungsinneren: "Wer ist da?"
"Chase!" rief ich und hämmerte mit einer Faust gegen die Tür. "Ich bin's - Foreman! Mach auf!"
Im Inneren der Wohnung begann es zu rumpeln, ich hörte, wie der Schlüssel dreimal im Schloss umgedreht und die Sicherheitskette entfernt wurde. Kurz darauf öffnete Chase seine Wohnungstür.
"Was willst du?" knurrte er.
"In Wilson's Blog steht, dass House noch nicht daheim ist. Ich mache mir Sorgen um ihn.", erklärte ich. "Und da hatte ich mich gefragt, ob du mir irgend etwas über seinen Verbleib sagen kannst."
"Wie süüüß! Der Lieblingsmitarbeiter ist in Sorge um seinen Chef! Aber ich muss dich leider enttäuschen. House war heute nachmittag kurz hier, ich habe ihn raus geschmissen und seitdem nicht mehr gesehen. Übrigens: Ist dir schon der Gedanke gekommen, dass Cuddy ihn zu ein paar Extrastunden Klinikdienst verdonnert hat?"
"Ups! Nein!"
"Und schon ist das Rätsel gelöst! Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest!" Chase hatte die Absicht, mir die Tür vor der Nase zu zuschlagen, aber ich reagierte schnell und konnte meinen Fuß in den Spalt schieben.
"Ich glaube, wir beide sollten uns mal unterhalten", erwiderte ich mit meiner sanftesten Stimme.
"Ist das eine Drohung, Foreman?"
"Nein, das ist eine Feststellung, Chase."
Ich drückte mich an ihm vorbei und betrat seine Wohnung. Im Flur stand ein Schuhschrank mitten im Weg. Ich runzelte die Stirn und drehte mich zu Chase um.
"Sag mal, hattest du dich verbarrikadiert?" fragte ich.
"Nein", lautete die ironische Antwort. "Ich mag es bloß, wenn Möbel mitten im Raum stehen."
Ich ging unaufgefordert ins Wohnzimmer und ließ mich ebenso unaufgefordert in einen Sessel fallen. Chase setzte sich mir gegenüber auf die Couch. Soweit ich die Situation als Menschenkenner und Neurologe beurteilen konnte, war seine Wut einer nervösen Anspannug gewichen.
"Worüber willst du reden?" wollte Chase mit einer merkwürdig gepressten Stimme wissen.
"Bevor wir mit deiner Psychotherapie beginnen, könntest du mir zumindest etwas zu trinken anbieten", meinte ich.
"Ich habe nur Tee."
"In Ordnung. Dann trinke ich Tee."
"Salbei oder Kamille?"
"Diese Frage meinst du nicht ernst! Das sind die zwei widerlichsten Teesorten der Welt!"
"Richtig. Also?"
Seufzend entschied ich mich für das kleinere Übel. "Kamille."
Chase grinste ausgesprochen gehässig, als er aufstand und in die Küche ging. Ein paar Minuten später hielt ich eine Tasse mit dampfendem Kamillentee in meinen Händen. Chase hatte sich auf der Couch häuslich eingerichtet und sah mich an.
"Bringen wir das Verhör hinter uns, Foreman!"
"Okay. Zuerst mal könntest du mir erklären, was Cameron und ich getan haben, damit du uns drei Tage lang hängen lässt."
"Wozu hättet ihr mich denn gebraucht?" Die Frage klang böse.
"Stimmt, du hast recht! In einer diagnostischen Abteilung braucht man keinen Intentsiv-Mediziner!" entgegnete ich ebenso böse.
"Du weißt, was ich sagen will! In der letzten Zeit habe ich im Auftrag von House einzig und alleine Drecksarbeit erledigen dürfen!"
"Und daran bist du selbst schuld! Du hattest mit Vogler eine Deal! Und damit hattest du House verraten, sowie Cameron und mich!"
"Was hatte ich für eine Wahl?!? House wollte mich feuern!!!
"Er wollte dich feuern, nachdem er von eurer Übereinkunft wusste!!! Vorher nicht!!! Beantworte mir eine Frage, Chase!!! Hatte sich dein Deal mit Vogler wenigstens gelohnt?!? Was hast du von ihm bekommen?!?"
"Nichts!!!"
"LÜG MICH NICHT AN!!!" brüllte ich und sprang von dem Sessel auf.
"ICH LÜGE DICH NICHT AN, FOREMAN!!! ICH HABE VON VOGLER NICHTS BEKOMMEN!!!"
"UND WARUM HAST DU DIESE ÜBEREINKUNFT DANN GESCHLOSSEN?!?"
"WEIL ICH BEI HOUSE BLEIBEN WOLLTE!!!" schrie Chase, außer sich vor Wut und Schmerz. Auch er war aufgesprungen, griff nach einem Sofakissen und warf es mit aller Kraft nach mir. Es verfehlte nur sehr knapp mein Gesicht. "REIN ZUFÄLLIG MAG ICH DIESEN MISTKERL!!!"
Ein Blitzschlag hätte mich nicht unerwarteter treffen können! Ich konnte nur an dieser Stelle stehen und Chase anstarren!
Dieser hatte sich wieder auf die Couch gesetzt, die Ellenbogen auf den Knien abgestützt und das Gesicht in seinen beiden Händen vergraben. "Ich hatte keine Ahnung, dass Vogler diese Besprechung einberufen würde, um House und Wilson zu feuern," sagte er beinahe flüsternd. "Ich hatte keine Ahnung, das musst du mir einfach glauben. Und ich... Ich wollte nicht, das das passiert... Es war ein Albtraum. Ein völlig außer Kontrolle geratener Albtraum."
Ich ließ mich langsam in den Sessel sinken und versuchte die Informationen der letzten paar Minuten zu ordnen. Eine Sache war mir noch nicht vollkommen klar.
"Chaaase...", begann ich zögernd. "Wie sehr magst du diesen Mistkerl...?"
"Ich mag ihn nicht auf die Allenby'sche oder Cameron'sche Art!"
"Großer Gott im Himmel - Danke!" Mir fiel ein Stein vom Herzen. Schließlich war die Situation zwischen House und Chase kompliziert genug. Da konnten wir ein weiteres Liebes-Drama nicht gebrauchen. "Wie soll's weiter gehen?" fragte ich nach einer kurzen Pause.
Chase zuckte die Schultern. "Wie bisher, schätze ich."
"Willst du nicht einmal mit House reden und ihm das alles erklären?"
"Nein. Und damit ist diese Diskussion beendet." Chase stand auf und schaute mich an. "Willst du ein Bier?"
"Ich dachte, du hast bloß Tee?!"
"Das war gelogen."
"Arsch!"
"Selber!"
Der Rest des Abends verlief ruhig. Chase und ich tranken ein Bier, dann machte ich mich wieder auf den Heimweg.
Aber ich schätze, dass das nächste Gespräch unter Männern nicht lange auf sich warten lässt. Sobald er meinen Blogeintrag gelesen hat, wird er schäumend vor Wut vor meiner Tür stehen. Darauf gehe ich jede Wette ein.